Kläranlagenbeschreibung
Kläranlage Verden 1965 Die Kläranlage Verden (Aller) wurde als mechanisch-biologische Kläranlage im Jahre 1964 in Betrieb genommen. Die Behandlungsstufe Vorklärung bestand aus Grobrechen, einem unbelüftetem Langsandfang und 2 Absetzbecken mit je 500m³ Volumen.
Die Behandlungsstufe Biologie bestand aus jeweils 2 parallel betriebenen, längs durchströmten Belebungsbecken (Oberflächenbelüftung) mit je 450m³ Volumen und einem Nachklärbecken. Die Schlammbehandlung erfolgte in 2 Faulbehältern mit je 1250m³ Volumen. Für das Faulgas wurde ein Glockengasbehälter V=500m³ errichtet. Der anfallende Faulschlamm wurde in einem Schlammteich zwischengelagert und auf landwirtschaftlichen Flächen verwertet.
Die gewerbliche Entwicklung im Stadtgebiet machte es notwendig, die Kapazitäten zu erweitern und die Behandlung der veränderten Qualität des industriellen Abwassers (Fleischverarbeitungsindustrie) anzupassen.
In 1976 wurden 2 weitere Belebungsbecken mit je 2.500m³ Volumen als Umlaufbecken mit Oberflächenbelüftern (Mammutrotoren) errichtet und in Betrieb genommen. Außerdem wurden 3 längs durchströmte Nachklärbecken mit 4.200m³ Gesamtvolumen errichtet. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Anlage zweistraßig betrieben. Die beiden Belebungsanlagen wurden nach ihrer Kapazität im Verhältnis 20/80 des vorgeklärten Abwassers beschickt. Die Anlage war nach damaligen gesetzlichen Vorgaben auf die Kohlenstoffelimination beschränkt. Zugleich wurde die Faulraumkapazität um 6.000m³ erhöht.
In 1984 wurde die gesamte Vorklärung an anderer Stelle neu errichtet. Eine Doppelrechenanlage mit 6 mm Spaltweite, ein belüfteter Kurzsandfang und eine Druckentspannungsflotation ersetzten die frühere Vorklärstufe. Deren Absetzbecken wurden später verlängert und damit das doppelte Volumen erreicht. Seitdem dienen sie als Mischwasserspeicherbecken.
Außerdem wurden zwei Siebbandpressen in einem eigens errichteten Gebäude zum Zwecke der Entwässerung des ausgefaulten Schlammes in Betrieb genommen. Die ersten Anlagen zur chemischen Phosphatelimination wurden 1990 errichtet.
In 1992 erfolgte durch die Stadtwerke GmbH der Bau eines Blockheizkraftwerkes mit ca. 1 MW Leistung. Seitdem wird das Faulgas der Kläranlage dem BHKW zugeführt und im Gegenzug das Klärwerk mit Abwärme versorgt. Zur Entschwefelung des Faulgases wurde im gleichen Zug eine Entschwefelungsanlage auf dem KA-Gelände errichtet, die durch die Stadtwerke GmbH betrieben wird.
In 1996 erfolgte die Inbetriebnahme des elektronischen Prozessleitsystems (PLS). Damit war ein wichtiger Schritt zur Automation des Betriebs, aber auch zur lückenlosen Datenerfassung getan. Außerdem wurde eine Klärschlammlagerfläche auf dem nördlichen Teil des Geländes errichtet; sie diente der Aufnahme/Lagerung des entwässerten Schlammes außerhalb der Aufbringperiode. Die Siebbandpressen wurden ersetzt durch 2 Entwässerungszentrifugen. Für die Eindickung des Überschussschlamms wurde im gleichen Gebäude ein Dekanter installiert. Zeitgleich erfolgte der Bau von 2 gedeckelten Rundbecken, wovon eines mit 1.000m³ Volumen der Aufnahme des Zentrats (interner Teilstrom aus der Schlammentwässerung) diente, das zweite mit 3.000m³ der Zwischenspeicherung von Abwasser (sog. Misch- und Ausgleichsbecken).
In 1998 wurde aufgrund geänderter gesetzlicher Anforderungen an die Reinigungsleistung eine Anlage zur biologischen Elimination des Stickstoffs aus dem Zentrat errichtet. Zugleich fand eine Umrüstung der beiden kleinen Faulbehälter zu einer Industrieabwasservorbehandlungsanlage statt.
In 2001 wurde die biologische Stufe um weitere 6.000m³ Beckenvolumen erweitert; diese Anlage ist mit einer Druckbelüftung ausgestattet und außerdem für die biologische Phosphatelimination bemessen. Im gleichen Schritt erfolgte der Bau von zusätzlichen 2 Kläranlage Verden 2001 runden Nachklärbecken. Nach Inbetriebnahme dieser Anlagen konnte die biologische Stufe von 1964 außer Betrieb genommen werden. Die beiden verbleibenden biologischen Stufen mit 5.000m³ und 6.000m³ Volumen werden parallel betrieben und gemäß ihrer Auslegung und technischen Ausrüstung etwa im Verhältnis 40/60 beschickt.
Im Jahre 2005 wurde der nördliche Bereich des Geländes mitsamt der dort befindlichen Schlammlagerfläche und Hallen an die Betriebsstätten der Stadt Verden (Aller) übergeben. Eine neue Klärschlammlagerhalle entstand zeitgleich nördlich des Schlammentwässerungsgebäudes. Durch diese räumliche Nähe ist es möglich geworden, den entwässerten und mit Branntkalk konditionierten Klärschlamm mittels Förderband direkt in diese Halle zu transportieren.
Außerdem wurden eine Fahrzeughalle und ein großer Unterstand für Geräte gebaut.
Ausbaugröße und gesetzliche Reinigungsanforderungen
Die Ausbaugröße der Kläranlage Verden beträgt 120.000 EW. Davon beträgt der Anteil häuslichen Abwassers ca. 50.000 E, der Anteil des gewerblichen und industriellen Abwassers ca. 70.000 EGW (Daten entsprechend der statistischen Auswertung von 2005).
Die Anlage ist damit in Größenklasse (GK) 5 eingestuft (Anh. 1 der AbwV des Bundes). Sie ist aufgrund ihrer modernen technischen Ausstattung in der Lage, die Anforderungen der GK 5 problemlos zu erfüllen.